Was sind Asbestzementplatten und wie kann ich sie entsorgen?

Asbestzementplatten wurden bis in die 90er Jahre aufgrund ihrer Materialeigenschaften häufig für Dächer und Fassaden verwendet. Noch immer befinden sich unzählige Asbestzementplatten in Häusern älteren Datums, die noch nicht saniert wurden. Da Asbest stark krebserregend wirkt, müssen die Asbestplatten fachgerecht demontiert und entsorgt werden.

Worauf Sie bei der Entsorgung achten müssen, lesen Sie hier.

Asbest Dachsanierung Schiefer

Was sind Asbestzementplatten?

Asbestzementplattensind auch als Asbestplattenoder (Asbest-)Eternitplatten bekannt. Die Platten bestehen aus einer Mischung von Asbestfasern und Zement. Sie haben in den 1970er und 1980ern eine große Rolle im Haus- und Dachbau gespielt. Noch bis Anfang der 1990er wurde Asbestzement in Dacheindeckungen, Außenwandbekleidungen, Schieferimitaten, auf Eternit-Dächern oder als Fertighausplatten verwendet. Das Problem an den Platten ist das darin enthaltene Asbest, das für Mensch und Tier gefährlich werden kann.

Der Asbest galt als Wunderfaser, weil der mineralische Stoff sehr gute Eigenschaften als Baustoff liefert:

  • günstig in der Herstellung
  • kann vielseitig mit anderen Stoffen verbunden werden
  • hohe Festigkeit
  • sehr gute Wärmeisolierung
  • langlebig
  • hitzeresistent
  • elastisch

Asbest wird seit 1993 nicht mehr als Baustoff verwendet. Es ist verboten, diesen herzustellen und zu verbauen. Grund dafür ist seine Struktur, die Krankheiten auslösen kann. Das natürlich vorkommende Mineral hat eine faserige Struktur, die sich immer weiter und kleiner aufsplitten kann. Die Fasern sind schlussendlich so klein, dass sie für das bloße Auge unsichtbar sind. Lediglich unter dem Mikroskop ist die Faserstruktur erkennbar. Diese Fasern stellen eine Gefahr für die Gesundheit dar. Denn sie werden mit der Luft eingeatmet, setzen sich in der Lunge fest und können dort unter anderem Brustfellkrebs, Lungenkrebs und Asbestose auslösen. Eine eingeatmete Asbestfaser kann ausreichen, um die Lunge irreparabel zu schädigen.

Je nachdem, wie das Asbest verarbeitet worden ist, ist eine sofortige Gefährdung wahrscheinlich oder erstmal gering:

Asbest kommt schwach und stark gebunden vor. In alten Elektroinstallationen, Spritzasbest oder alten Haushaltsgeräten beispielsweise ist der Stoff schwach gebunden. Diese Form ist sehr gefährlich, da schon kleine Erschütterungen Asbestfasern freisetzen können.

Ist der Asbest stark gebunden, wie beispielsweise in Asbestzementplatten, geht erstmal keine unmittelbare Gefahr davon aus. Sind diese intakt und in einem sehr guten Zustand ohne Risse oder sonstige Schäden, bleibt das Mineral im Zement. Daher gibt es bisher keine gesetzliche Regelung, unbeschädigte Asbestzementplattensofort nach Entdeckung zu entsorgen. Allerdings dürfen Sie seit 2005 ein Asbestdachnicht mehr lebensverlängernd bearbeiten, streichen oder anbohren.

Haben Sie Asbestzementplattenan Ihrem Haus gefunden, sollten Sie diesen Bereich sanieren und die Platten fachgerecht entsorgen. Auch wenn das Asbest fest gebunden ist, besteht die Möglichkeit, dass sich dieser Verbund lockert. Sobald die Platten starken Erschütterungen, Beschädigungen oder Verwitterungen ausgesetzt werden, liegt das Asbest frei. Das bedeutet, sobald an ihnen gebohrt, gehämmert oder Schäden durch Sturm oder Feuer auftreten, kann das Asbest seine Fasern ungehindert verbreiten.

In diesem Fall besteht eine Gefahr, dass das Asbest eingeatmet wird. Die Asbest-Fasern gelangen in die Lunge und verbleiben dort. Auf dem Weg von ihrem Verbund in die Lunge können sie sich so weit aufspalten, dass sie klein genug sind, damit das Immunsystem die Fasern nicht beseitigen kann. Dadurch erzeugen sie eine chronische Reizung in der Lunge, die in eine chronische Entzündung und Vernarbung übergeht.

Die Folge davon sind Krankheiten, die sich schleichend über Jahre und Jahrzehnte entwickeln und tödlich enden können:

  • Asbestose
  • Lungenkrebs
  • Rippen- oder Bauchfellkrebs
  • Kehlkopfkrebs
  • Eierstockkrebs
  • Pleuraplaques (Bindegewebsverdickung, die zu einer Entzündung führt)
  • Pleuraerguss (Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle)

Im Verlauf der Jahre nach einer Asbest-Vergiftung nehmen chronische Symptome wie Reizhusten, Atembeschwerden, Verdickungen im Bindegewebe, Gewichtsschwankungen oder eine generelle Immunschwäche zu. Erst Jahre später, wenn die Lunge eine für Asbestose typische Vernarbungen ausbildet, kann der Krankheitsverlauf eindeutig dem Asbest zugeordnet werden.

Die Häufung dieser Krankheiten unter Handwerkern und Produzenten war der Grund, weshalb Asbest schon 1970 als krebserregend eingestuft und ab 1993 verboten wurde. Asbestose wird als Berufskrankheit anerkannt und unter bestimmten Voraussetzungen auch entschädigt.

Wie können Asbestzementplatten entsorgt werden?

Stark gebundene Asbestzementplattenkönnen Sie professionell von einem Fachbetrieb entsorgen lassen oder unter strengen Richtlinien selbst entsorgen. Die Entsorgung durch einen Fachbetrieb bietet wesentliche Vorteile:

  • Kosten sind steuerlich absetzbar
  • Entsorgung wird meist günstiger, wenn gleichzeitig ein neues Dach gedeckt wird
  • keine Gefährdung durch den Abbruch und die Entsorgung
  • schnelle und saubere Entsorgung
  • professionelle Ansprechpartner für den Umgang mit Asbest
  • Wertsteigerung Ihrer Immobilie

Bei der Auswahl eines Fachbetriebs sollten Sie darauf achten, dass dieser zertifiziert ist. Lassen Sie sich am besten die Zertifikate zeigen, die belegen, dass der Betrieb Asbest entsprechend der Regeln der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nach TRGS 519 (Technische Regel für Gefahrstoffe) entsorgen darf.

Es gelten für die Asbestentsorgung Vorschriften, die Sie entsprechend der genannten Paragraphen auch dann einhalten müssen, wenn Sie privat die Asbestzementplatten entfernen. Dies bedeutet unter anderem folgendes:

  • geeignete Schutzbekleidung während der Arbeiten
  • Sicherung der Baustelle und der Umgebung
  • Information der Nachbarn Asbestzementplatten müssen staubdicht verpackt werden
  • gekennzeichneter Sondermüll ist auf eine zertifizierte Deponie zu bringen
  • für den Abbau und Transport sind eine Transportgenehmigung, ein Entsorgungsnachweis und ein Abfallbegleitschein erforderlich
  • ein Sachkundiger oder Baugutachter muss den Abbau nach den Vorgaben der TRGS 519 beaufsichtigen

Worauf Sie bei der Entsorgung achten sollten

Schon während des Abbaus der Asbestzementplattenmüssen Sie das Sicherheitsrisiko so klein wie möglich halten. Auch bei der Entsorgung ist Vorsicht geboten:

  • Staubentwicklung vermeiden: Am besten befeuchten Sie beim Abbau die Asbestzementplattenund halten sie während des gesamten Entsorgungsprozesses feucht. Die Platten dürfen nicht gelagert oder zerkleinert werden, sondern werden direkt nach dem Abbau staubdicht verpackt.
  • Mechanische Einwirkungen verhindern: Damit der Zement im festen Verbund erhalten bleibt, sollten Sie nicht hämmern, bohren oder die Platten fallenlassen. Auch vom Säubern mit einem Hochdruckreiniger ist dringend abzuraten.
  • Auf Arbeitsschutz achten:Da immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann, sollten Sie während der gesamten Dauer einen Mundschutz und entsprechende Schutzkleidung tragen. Nach dem Abbau ist es ratsam, jeglichen Schmutz, Staub und Dreck gründlich zu beseitigen.
  • Regionale Vorschriften einhalten: Jede Kommune legt zusätzlich eigene Vorschriften fest, über die Sie sich vor einer Entsorgung informieren und die Sie beachten müssen.

Nach der Entfernung der Asbestzementplattenmüssen diese direkt in geeignete Folie oder spezielle Big Bags verpackt werden. Stoßen Sie während einer privaten Entsorgung auf schwach gebundenen Asbest, beispielsweise in Form von Spritzasbest, dürfen Sie die Beseitigung nicht weiter fortführen. Hierfür hat der Gesetzgeber eindeutige Regelungen zum Wohle Ihrer Gesundheit verfasst. Sie müssen einen Fachbetrieb beauftragen, der diesen Asbest beseitigt.

Aufgrund der strengen Vorschriften, vor allem aber um Ihrer Gesundheit willen sollten Sie die Arbeit Profis überlassen. Die Mitarbeiter des Fachbetriebs sind geschult, werden laufend untersucht und sorgen dafür, dass kein Asbeststaub an der Baustelle zurückbleibt. Ihr Haus wird von den Asbestzementplatten befreit, sodass Sie sorgenfrei noch lange darin leben können.

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