Was ist ein Schindeldach?

Wer heute im Thüringer Wald oder im Hochschwarzwald bei älteren Gebäuden auf die Dacheindeckung achtet, wird bei dem einen oder anderen Haus ein Schindeldach entdecken können. Bei dieser Art von Dacheindeckung handelt es sich ursprünglich um Materialien aus Holz, wodurch sie zu den Weichdächern gehören.

Heutzutage wird der Begriff des Schindeldaches allerdings umgangssprachlich auch für Eindeckungen aus Kupfer, Schiefer, Aluminium, Stein und ähnlich geformten Erzeugnissen verwendet. In diesem Artikel finden Sie alles Wissenswerte rund um Schindeldächer.

Dach Bestandteile Schiefer

Was sind Schindeln?

Holz wird schon seit vielen Jahrhunderten für die Dacheindeckung verwendet. Eine besondere Variante nehmen Holzschindeln ein. Dabei handelt es sich meist um vom Schindelmacher von Hand gespaltene Holztafeln. Schindeln werden seltener gesägt, da die Holzfasern durch das Sägen beschädigt und die Holzschindeln somit wasserempfindlicher werden. Für die Herstellung von Holzschindeln wird in der Regel immer auf das Holz zurückgegriffen, das regional verfügbar ist. Je nach Region bestehen Holzschindeln aus Tannen-, Lärchen-, Eichen- oder Kiefernholz. In Nordamerika wird auch die Zeder für die Dacheindeckungmit Holzschindeln verwendet. Eher selten werden Schindeln aus Kastanien- oder Espenholz gespalten.

Holzschindeln weisen üblicherweise eine rechteckige Form auf und werden zu zwei Dritteln überdeckt verlegt. Ursprünglich wurden die Holzschindeln tatsächlich nur lose auf dem Dach verlegt und mit Stangen oder Steinen beschwert. Dabei handelte es sich um sogenannte „Legeschindeldächer“. Bei moderneren Holzschindeldächern werden die Platten vernagelt.

Der Wortherkunft nach stammt der Begriff „Schindel“ aus dem Altnordischen, wo „skilja“ so viel wie „spalten“ oder „trennen“ bedeutete. Vom Gotischen „skildus“ für „Brett“ wurde ein mit Schindeln gedecktes Dach abgeleitet. Somit ist eine Schindel ein Element, das durch Spaltung erzeugt wird – im Alltagsgebrauch werden deshalb heute auch Dachplatten aus Schiefer oder Ton als „Schindeln“ bezeichnet.

Schiefersteine für die Dacheindeckung oder Tonziegel können demnach ebenfalls Schindeln sein. Ein modernes Schindeldach ist somit auch ein Dach aus Ton- oder Schieferstein. Für Schiefer trifft die Bezeichnung Schindel im Sinne einer gespaltenen Dachplatte noch besser zu, da hochwertiger Schiefer nach dem Abbau zur Weiterverwendung nicht gesägt, sondern gespalten wird.

Eigenschaften von Holzschindeln bei der Dacheindeckung

Das traditionelle Schindeldach aus Holz hat eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren. Wie lange Holzschindeln jedoch halten, bis sie erneuert werden müssen, hängt zum einen vom verwendeten Holz und zum anderen von der Stärke der Witterungs- und Umwelteinflüsse ab.

Zeder weist hier in der Regel die höchste Widerstandsfähigkeit auf. Das Holz ist auf natürliche Weise fäulnisbeständiger als andere Hölzer.

Negativ auf die Lebensdauer von Holzschindeln wirkt sich zum Beispiel ein schattiger Standort aus. Ebenso kann eine hohe Luftverschmutzung im Zusammenspiel mit geringen Luftbewegungen zu einer schnelleren Abnutzung der Schindeldächer führen. Grundsätzlich hält ein Schindeldach länger, wenn es in höheren Lagen errichtet wird und an Standorten mit größeren Luftbewegungen steht.

Werden Holzschindeln heute mit zwei Stiften vernagelt, ist ein Schindeldach gut gegen starke Winde gerüstet. Zugleich halten Schindeldächer aus Holz aufgrund ihrer Elastizität auch Hagelschlag aus. Diese elastische Oberfläche wird durch das versetzte Verlegen der Schindeln erzielt. Auch bei Schneelast ist diese Eigenschaft der Holzschindeln von Vorteil.

Dachschindeln verlegen

Damit ein Dach mit Holzschindeln gedeckt werden kann, muss es eine Regeldachneigung von mindestens 18 Grad vorweisen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Dachflächen Regenwasser sicher abführen. Wird ein Schindeldach aus Holz flacher ausgeführt, müssen Vorkehrungen wie ein wasserführendes Unterdach eingerichtet werden.

Auch bei Schindeldächern mit Schieferdeckung ist eine Regeldachneigung von mindestens 22 Grad erforderlich. Verlegt werden Holzschindeln schuppenförmig.

Abhängig von der Verlegart wird hier zwischen Scharschindeln und Legschindeln unterschieden.

  • Legschindeln: Bei flacher geneigten Dächern werden diese Schindeln auf Rundstangen aufgelegt. Dabei erfolgt eine dreifache Überdeckung jeder Schindel. Die Rundstangen sind jeweils auf der Unterlattung mit Holzpflöcken befestigt. Beim First wird ein ähnlicher Abschluss wie bei einem klassischen Schieferdach
  • Scharschindeln: Für das Verlegen von Scharschindeln wird eine Lattung oder Schalung benötigt. Die Schindeln sind genutet und angespitzt, um die nötige Überlappung zu erzielen. Denn Scharschindeln werden nicht lose verlegt, sondern genagelt. Schon bei der Herstellung der Scharschindeln muss aufgrund der besonderen Verlegeart auf die Spaltung geachtet werden. Schließlich sollen sich die Holzschindeln beim Anbringen nicht erneut spalten. Beim Verlegen von Scharschindeln wird ähnlich wie beim Schieferdach vorgegangen. So werden die Schindeln an der Schnur verlegt, indem auf die Hirnseiten geschlagen wird. Abhängig von der jeweiligen Region gibt es Scharschindeln in unterschiedlichen Formen. Sie können auch mehrlagig sein. Für das Nageln werden rostbeständige Nägel oder feuerverzinkte Schindelstifte verwendet.

Schindeln als Fassadenbekleidung

Holzschindeln werden traditionell auch zur Verkleidung von Hausfassaden eingesetzt. Sie schützen das Haus vor Feuchtigkeit oder Frost. Durch den erforderlichen Unterbau mit einer Lattung kann das Bekleiden mit Holzschindeln auch mit einer zusätzlichen Wärmedämmung kombiniert werden. Bei modernen Holzschindelfassaden wird außerdem auf eine Hinterlüftung geachtet. Sie ermöglicht im Winter eine effiziente Wärmespeicherung und im Sommer kühlere Räumlichkeiten. Ein weiterer Vorzug der Fassadenbekleidung aus Holzschindeln ist die natürliche Schallreduktion.

Ein Schindeldach aus Schiefer

Wer eine moderne Interpretation des Schindeldaches sucht, findet mit Schiefer ein hervorragendes Baumaterial. Ein großer Vorzug des Schieferdaches besteht in seiner Haltbarkeit. Denn ein Schieferdach kann eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren bieten, eine Zeitspanne, die mit Holzschindeln unmöglich zu erreichen ist. Dies liegt daran, dass Schieferplatten auf dem Dach sehr witterungsbeständig sind. Auch hinsichtlich Moos-, Algen- oder Flechtenbefall sind Schieferschindeln vorteilhafter.

Während Holzschindeln überwiegend schuppig verlegt werden, können Sie bei der Dacheindeckung mit Schiefer von vielen verschiedenen Deckungsarten profitieren. Neben traditionellen Formen sind auch moderne Dächer mit Schieferplatten realisierbar. Zugleich profitieren Sie bei Schiefer von einer sehr zeitlosen Optik. Holzschindeln sind dagegen meist nur auf einen relativ engen geografischen Raum beschränkt.

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