Urzeit-Qualität: Die Entstehungsgeschichte des Schiefers

Was wir heute als Schiefer kennen, entstand vor rund 350 bis 400 Millionen Jahren aus feinem Tonschlamm, der sich auf dem Meeresgrund absetzte. Über Millionen von Jahren wirkte der Druck des Wassers auf den Schlamm ein, bis er sich schließlich zu Tongestein verdichtete. Als die kontinentalen Verschiebungen und mit ihnen verbundene Gebirgsbildungsprozesse einsetzten, wurden die Tonsteinschichten seitlich über den Boden gepresst und in diesem Zuge buchstäblich zusammengefaltet. Unter der gewaltigen Hitze dieses Drucks kristallisierten die ehemaligen Tonminerale zu sogenanntem Glimmer und veränderten die ursprüngliche Struktur des Tongesteins. So entstand die Schieferung, die dem Gestein einen matten Glanz verleiht und es entlang der gefalteten Struktur in Längsrichtung spaltbar macht. Der wertvolle Rohstoff verlieh dank seiner praktikablen Eigenschaften ganzen Landstrichen ihren Namen - wer heute durch Schiefergebirge wandert, wandelt tatsächlich auf dem urzeitigen Meeresgrund. Zwar gibt es weltweit Schiefervorkommnisse, jedoch eignen sich nur die wenigsten für den Einsatz als Baustoff auf Dächern und Fassaden. Denn der Tonschlamm, aus dem Schiefer ursprünglich entstand, war oftmals durch Erze oder andere durch Flüsse eingeschwemmte Partikel verunreinigt, als der Wandlungsprozess einsetzte. Geologen erklären, dass solche Steine im Kontakt mit Luft und Wasser rosten könnten. Daher kann nur reinster Schiefer, der zum Beispiel an der Mosel oder in Galicien vorkommt, als Baumaterial für Schieferdächer und -fassaden verwendet werden. Selbst dort komme aber nicht jeder Stein in Frage, betont Andreas Jäger von Rathscheck Schiefer. Um die beste Schieferqualität zu gewährleisten, erfolgen vor der Erschließung von Lagerstätten umfangreiche geologische Analysen. Verunreinigte Gesteinsschichten werden identifiziert und vor der Weiterbearbeitung durchläuft jeder einzelne Stein eine strenge Qualitätskontrolle. Schiefer-Experte Jäger betont, dass nur die besten Steine tatsächlich im Verkauf landen. Denn erst die umfangreiche Selektion gewährleistet die herausragende Qualität des Schiefers, der in seiner Reinheit jahrzehntelang Form und Funktion beibehält.

Schiefernutzung von der Eiszeit bis zur Industrialisierung

 

Bereits seit mehreren zehntausend Jahren wird Schiefer im Bau genutzt. Eiszeitjäger, die vor rund 15.500 Jahren zwischen Rhein und Mosel siedelten, legten mit dem Naturstein die Böden ihre „Küchen“ aus, nutzten ihn zur Herstellung von Schmuck sowie als Zeichenutensil. Mehrere tausend Jahre nach den Eiszeitjägern besiedelten die Römer die Eifel und entdeckten wie ihre Vorfahren die praktikablen Eigenschaften von Schiefer, mit dem sie Dächer und Böden eindeckten. Im Hochmittelalter wurde Schiefer um 1150 von der Gelehrten Hildegard von Bingen erwähnt, die über Steine schrieb, mit denen Häuser eingedeckt wurden. In dieser Zeit entwickelte sich der gut zu verarbeitende Naturstein zum bevorzugten Bedachungsmaterial. Talentierte Handwerker entwickelten bereits damals die Altdeutsche Deckung, die Kirchen und Burgtürme zierte und bis heute das Bild historischer Städte prägt. Moselschiefer, der bis heute Schlösser und Klöster krönt, gehört seit jeher zu den begehrtesten Schieferqualitäten. Anders als der Name zunächst vermuten lässt, kommt der beliebte Naturstein tatsächlich aus der Eifel und nicht direkt vom Moselufer. Seinen Namen verdankt der Moselschiefer seiner erfolgreichen Exportgeschichte. Aus Mayen wurde das Naturprodukt bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit von Pferden gezogenen Fuhrwerken ans Ufer der Mosel gebracht. Von dort ging die Reise über das Wasser weiter: In Frachtkähnen wurde das Baumaterial in die Niederlande, nach Niederbayern und bis an den Niederrhein transportiert. Dort wurde er als „Schiefer von der Mosel“ in Empfang genommen, wodurch sich die Bezeichnung „Moselschiefer“ über die Jahrhunderte hinweg zum internationalen Qualitätsbegriff etablierte.

Moderne Schiefernutzung in Deutschland

Mit dem Wiederaufbau in den 1950er-Jahren stürzte die Schieferproduktion in Deutschland in eine Krise. Die veraltete Technik in den Bergwerken machte den Schieferabbau unrentabel - vor allem, weil billige Konkurrenzprodukte aus der künstlichen Massenproduktion den Markt eroberten. Das Material, das den Bauboom des Wirtschaftswunders befeuerte, lastet heute als unsichtbare Gefahr auf vielen deutschen Dächern. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden zahlreiche Gebäude mit Faserzementplatten eingedeckt. Diese waren zwar optisch den hochwertigen Schieferplatten nachempfunden, wurden aber tatsächlich durch krebserregende Asbestfasern zusammengehalten. Bis heute schlummert die Altlast hierzulande auf Millionen Quadratmetern Dach und Hausfassade. Im Vergleich zu Schiefer sind die Faserzementplatten gegenüber den Witterungsverhältnissen jedoch deutlich empfindlicher. Sobald ältere Platten porös werden, können sich die krebserregenden Fasern lösen und über die Atemwege in die Lunge gelangen, wo sie noch Jahrzehnte später Tumore auslösen können.


In den 1980er-Jahren begann mit einem zunehmenden Gesundheitsbewusstsein auch der Wiederaufstieg des Natursteins. Bis heute hält die Renaissance des Schiefers an und er wird sowohl bei Sanierungen als auch bei Neubauprojekten immer häufiger genutzt. Wird die lange Lebensdauer des Gesteins miteinkalkuliert, ist ein Schieferdach häufig günstiger als andere alternative Baumaterialien für Fassaden und Dächer. Langzeit-Berechnungen des Bundes Technischer Experten (BTE) haben sogar ergeben, dass ein Schieferdach knapp doppelt so lange hält wie zum Beispiel ein Faserzement- oder Aluminiumdach.

Rathscheck: Schieferabbau in Spanien


Rathscheck Schiefer verfügt nicht nur hierzulande über eine große Produktionsstätte, aus der hochwertiger Schiefer für die Altdeutsche Deckung entsteht, die für Dach und Fassade genutzt wird. In Spanien besitzt das Unternehmen das weltweit größte Schieferbergwerk. Im Jahr 2008 hat es mit der „Grupo Cafersa“ einen der wichtigsten Schieferproduzenten in Spanien in die Rathscheck-Gruppe integriert. Der Produzent sitzt in El Barco de Valdeorras in Galicien, im sogenannten „Goldenen Tal“. Genau dort befindet sich das umfangreichste oberirdische Schiefervorkommen der Welt, welches in den letzten 50 Jahren erschlossen wurde.


2013 unterzeichneten die Rathscheck-Geschäftsführer Andreas Jäger und Frank Rummel einen Vertrag in Madrid, mit welchem sie auch den spanischen Schieferproduzenten „Pizarras Castrelos, S.A.“ in ihre Unternehmensgruppe integrierten. Auf diese Weise konnte sich Rathscheck Schiefer wertvolle Ressourcen von zusätzlich rund 12.000 Tonnen pro Jahr sichern – damit könnten die Dachflächen von rund 2.500 Einfamilienhäusern gedeckt werden. Diese Kapazitäten sind für etwa 30 Jahre ausreichend; Rathscheck möchte mit diesen Vorkommen insbesondere die Märkte in Dänemark, Belgien, Frankreich und Luxemburg versorgen.


Pizarras Castrelos verfügt nicht nur über eine großflächige Übertage-Lagerstätte, die laut Frank Rummel „erstklassige Schiefer-Qualitäten“ vorweisen kann. Auch ein technisch professioneller Verarbeitungsbetrieb mit etwa 90 Mitarbeitern gehört dazu, welcher aus dem gewonnenen Naturstein Schieferplatten für Dach und Fassade in zahlreichen Formaten herstellt.

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