Dynamisch gestaltete Materialcollage in Schiefer, Glas und Holz
Einfamilienhaus im badischen Kuppenheim
Die kleine Gemeinde Kuppenheim, gelegen rund zehn Kilometer nördlich von Baden-Baden, besticht durch ihre malerische Lage am Nordrand des Schwarzwaldes. Inmitten einer gewachsenen Siedlung mit Häusern aus verschiedenen Jahrzehnten fällt der Blick auf ein markant gestaltetes Einfamilienhaus mit moderner Schieferfassade, das 2024 nach Plänen des Karlsruher Büros architectoo unter Leitung von Andreas Schoch fertiggestellt wurde.
Der entsprechend der Hanglage zwei- bis dreigeschossig ausgebildete, dabei mit einem umlaufend deutlich vorkragenden Obergeschoss umgesetzte „Flying Cube“ überzeugt auf den ersten Blick durch seine klare Form und die kraftvolle Materialsprache. Prägend für das in Holzständerbauweise errichtete Haus ist vor allem das Zusammenspiel der modern detaillierten Schieferfassade mit den großen Glasflächen und der holzbedeckten Außenterrasse. Nach Süden und Westen öffnen bodentiefe Fenster sowie eine tief zurückliegende Loggia im Obergeschoss das Haus zum Garten und zum Tal bis hinunter in die Rheinebene, auf der Nordseite erstreckt sich der Blick an klaren Tagen über das Murgtal bis in die Pfalz und die französischen Vogesen
Geänderte Planung
Ursprünglich hatten die Bauherren Julius und Helen Ohlenbusch geplant, das auf dem Eckgrundstück vorhandene Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren umfassend zu modernisieren. Doch schnell wurde den beiden klar, dass sie damit große Kompromisse bei Raumqualität, Statik und Energieeffizienz hätten eingehen müssen. Architekt Andreas Schoch vom beauftragten Büro architectoo schlug daraufhin einen vollständigen Neubau vor: „Durch den Abriss konnten wir die Grundstückssituation optimal nutzen und einen modernen Neubau entwickeln, der Nachhaltigkeit, großzügige Raumwirkung und weite Panorama-Aussichten optimal vereint.“
Der Neubau bietet auf drei Ebenen insgesamt 256 Quadratmeter Wohnfläche. Das teilweise im Erdreich gelegene Untergeschoss entstand in Stahlbeton und nimmt eine Einliegerwohnung sowie einen Pool aus Sichtbeton auf. Aufbauend auf den Fundamenten des Untergeschosses konnten dann das Erd- und Obergeschoss in Holzständerbauweise mit Brettsperrholzdecken errichtet werden: „Die Holzelemente wurden dabei sämtlich passgenau vorgefertigt, sodass die Montage innerhalb weniger Tage abgeschlossen war“, erklärt der für Holzbau, Dach und Fassade verantwortliche Zimmermeister Joachim Westermann. Komplettiert wird der Entwurf durch eine westlich vorgesetzte Garage mit dunkler Holzfassade und mit Sedum-bedecktem Gründach.
Einfamilienhaus „Flying Cube“
Vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Schiefer
Nach Abschluss der Holzbauarbeiten konnte mit der Umsetzung der Fassadenhülle begonnen werden. Die Entscheidung für das Naturmaterial Schiefer, das in Kombination mit den großzügigen Glasflächen den beinahe schwebenden Eindruck der oberen beiden Ebenen verstärkt, war dabei ursprünglich gar nicht geplant. Sie fiel erst, nachdem die Bauherren auf Empfehlung von Joachim Westermann mehrere Referenzobjekte mit modernen Schieferfassaden in Deutschland und der Schweiz besichtigt hatten. „Dabei wurde schnell deutlich, dass das Material eine nachhaltige und optisch überzeugende Alternative für Fassadengestaltungen mit klaren, linearen Strukturen bietet und dabei deutlich pflegeleichter als Ausführungen mit Putz oder mit Holz ist“, so Joachim Westermann.
In enger Absprache wurde anschließend entschieden, die Fassade mit einer Dynamischen Deckung mit Steinen von Rathscheck Schiefer umzusetzen. Das Unternehmen mit Sitz in Mayen in der Eifel zählt zu den führenden Schieferproduzenten weltweit und besitzt im spanischen Galicien eigene hochwertige Vorkommen. Jede einzelne Platte ist ein von der Natur geformtes Unikat, das durch seine charakteristische Oberflächenstruktur in Farbe und Textur variiert. Doch während eine klassische Schieferdeckung historischen Mustern und Regeln folgt, ermöglicht die Dynamische Deckung eine moderne Anmutung, die klares Design und klassische Handwerkskunst organisch miteinander verbindet: „Die reizvolle Optik wird dabei durch die unregelmäßige Folge verschieden hoher Gebindereihen erzielt“, wie Architekt Andreas Schoch erklärt. Ebenso wurde die Wiederholung der senkrechten Stoßfugen in Form eines Rasters vermieden, um so einen wilden Verband zu erzeugen. „Ganz entscheidend für die Optik der Fassade ist dabei auch der leichte Schattenwurf, der durch die übereinander liegenden Schiefersteine entsteht“, so Andreas Schoch weiter. Das Ergebnis ist ein überaus lebhaftes Deckbild, das eindrucksvoll den modernen Charakter der Architektur unterstreicht und das je nach Sonnenstand und Wetterlage veränderndes Lichtspiel an der Fassade zulässt.
Umsetzung der Fassade
Im Rahmen der Umsetzung erhielt die insgesamt 245 Quadratmeter große Außenhülle zunächst eine vollflächige Dämmung mit 60 Millimeter dicken Holzfaserdämmplatten, bevor auf einer belüfteten Unterkonstruktion dann die Schiefersteine angebracht werden konnten: „Die zweischalige Konstruktion mit Konterlattung und aufliegender Schalung ermöglicht einen optimierten Wärmeschutz im Winter wie im Sommer und sorgt mit einer 4 cm Zentimeter breiten Belüftungsebene für eine bauphysikalisch sichere Konstruktion“, erklärt Joachim Westermann.
Die abschließende Schieferdeckung erfolgte mit unterschiedlich hohen und unterschiedlich breiten Rechtecksteinen, die mit einer Höhenüberdeckung von jeweils vier Zentimetern und mit mindestens zwei Schiefernägeln auf der Schalung befestigt wurden. Insgesamt kamen 2.700 rechteckige Schiefersteine zum Einsatz. Im Ergebnis ist ein bewusst unregelmäßiges Fassadenbild mit stark versetzten Fugen entstanden. Die als Fugenhinterlegung eingefügten Aluminiumstreifen stellen dabei sicher, dass kein Wasser durch die drei bis sechs Millimeter breiten Stoßfugen in die Konstruktion eindringen kann. Weitere Details sind die ohne Aluminiumblechprofile ausgeführten Eckverbindungen sowie die mit HPL-Platten ausgeführten Leibungen und Untersichten im Bereich der Auskragungen, die in Verbindung mit nahezu unsichtbar in die dunkle Fassade integrierten Markisen gleichzeitig auch einen optimierten Sonnenschutz ermöglichen.
Eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Fassade spielte die CAD-gesteuerte Vorplanung: „Auf Basis des damit erstellten Verlegeplans konnten wir sicherstellen, dass jede einzelne Platte sitzt und sämtliche Fugen stimmen“, betont Joachim Westermann. „Wichtig bei der Verlegung waren vor allem die Beachtung der horizontalen Linien und ein gleichmäßiges Fugenbild zwischen, unter und über den Fenster- und Türflächen sowie an den Gebäudeecken. Die CAD-gestützte Planung im Vorfeld hat uns hier enorm geholfen!“ Im Ergebnis ist eine technisch saubere, optisch ruhige Lösung entstanden, die den zeitlos-modernen Charakter der Architektur unterstreicht. Komplettiert wird das nachhaltige Konzept durch eine dachintegrierte Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 16 kWp, die zusammen mit einem Batteriespeicher den Energiebedarf der Familie zwischen März und Oktober vollständig deckt und das Gebäude damit langfristig energieautark macht.
Einfamilienhaus „Flying Cube“
Architekten:
architectoo, Andreas Schoch, Karlsruhe
Bauherr:
Julius und Helen Ohlenbusch
Holzbau / Dach / Fassade:
Westermann GmbH Holzbau, Kuppenheim
Fassadenmaterial:
Rathscheck Schiefer, InterSIN®, Dynamische Deckung
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