Vom Hagel in die Traufe:
Was Betroffene wissen sollten

Viele warten auf den Handwerker - Schiefer als nachhaltige Alternative -Zuschüsse für Unwetter-Opfer

Aus heiterem Himmel kamen erst die Hagelkörner groß wie Golfbälle, es folgten Millionenschäden - und eine böse Überraschung: Zwei Monate nach dem verheerenden Hagelsturm über dem nördlichen Rheinland-Pfalz warten noch hunderte Hausbesitzer auf ein neues Dach. Für viele Betroffene bedeutet das Unglück aber auch eine Chance: Sie können Asbest-Altlasten durch nachhaltige Natur ersetzen.

„Kaum vorstellbar“ war für den Neuwieder Sachverständigen Ralf Winn „dieses Ausmaß an Schäden.“ Es gäbe Straßenzüge, „da ist kein Dach ganz geblieben.“ Neben tausenden Autos trafen die Eisklumpen in einer Schneise zwischen Andernach, Neuwied und Bendorf vor allem die Hausdächer. „Wie Glas“, so Winn,  „sind vor allem in die Jahre gekommene Dachplatten unter dem Hagelschlag geborsten.“  Bei den Totalschäden handelt es sich besonders häufig um Eindeckungen mit betagten asbesthaltigen Faserzementplatten (siehe Interview). 

Während in den Tagen nach dem Unwetter die Handwerker rund um die Uhr mit Notreparaturen beschäftigt waren, stehen Hausbesitzer heute vor einer neuen Herausforderung:  Zahlreiche Dacheindeckungen, die teils unter großem Energieaufwand produziert werden müssen,  sind derzeit Mangelware oder auf absehbare Zeit nicht zu bekommen. „Für viele Hausbesitzer ist das aber auch die Chance, über den Einsatz von Naturmaterialien nachzudenken“, glaubt Frank Rummel, Geschäftsleiter eines der führenden Unternehmen für Schieferprodukte. Vor allem in den 60er bis 90er Jahren wurden häufig asbesthaltige Schieferimitate verlegt, die in den kommenden Jahren altersbedingt zur Sanierung anstehen. Schiefer erlebt mit der Rückbesinnung auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit eine Renaissance – und punktet derzeit zusätzlich „mit modernen Rechteck-Designs und hoher Verfügbarkeit vieler Formate. Auch die Materialpreise müssen den Vergleich mit anderen hochwertigen Dachbedeckungen nicht scheuen.“ 

Als Naturprodukt benötigen Schiefersteine keinen energieaufwändigen Herstellungsprozess. Die Entstehung übernahm vor rund 400 Millionen Jahre die Erde selbst: Unter dem gewaltigen Druck von tektonischen Verschiebungen entstand unter großer Hitzeeinwirkung das Schiefergestein. Heute mit Unterstützung modernster Technik abgebaut, gespalten und hochpräzise auf unterschiedlichste Formate gebracht, gehören die nur rund fünf Millimeter starken Schiefersteine zu den langlebigsten Dachbedeckungen auf dem Markt.  „70 Jahre und länger“ bescheinigt der „Bund Technischer Experten“ dem Gestein als Lebenszyklus auf dem Dach und an der Fassade. Schiefer gilt mit seiner von Natur aus sanft schimmernden Oberfläche als besonders robust.  

Für Unwetter-Opfer aus den am stärksten betroffenen Regionen hat Rathscheck Schiefer mit Stammsitz in Mayen/Eifel ein Zuschuss-Programm aufgelegt: Wer privat sein Dach bis zum 31. Dezember 2023 mit Schiefer saniert, erhält einen Unternehmensbonus. „Zusätzlich“, rät Enno Tremmel, bei Rathscheck Schiefer zuständig für die Region Mittelrhein, „sollten Hausbesitzer prüfen, ob sie bei einer Gesamtsanierung für Kosten außerhalb der Versicherungsleistungen auch steuerliche Vorteile nutzen können.“  

Interview

Hagel-Schrott: Sachverständiger und Innungs-Obermeister Ralf Winn vor einem Container mit zerborstenen Dachfenstern.

„Es wird noch lange dauern“

Nach den Hagelschäden warten noch Hunderte von Hausbesitzern auf den Handwerker. Für Ralf Winn, Innungs-Obermeister der Dachdeckerinnung Neuwied und vereidigter Sachverständiger, kann es „noch Jahre dauern, bis alle Schäden beseitigt sind.“

Viele Dächer wurden bisher nur mit Notplanen repariert. Warum ziehen sich die Arbeiten so lange hin?

Wir sprechen von Hunderten und teils sehr umfangreichen Schäden im Großraum Neuwied-Andernach-Bendorf. Dort wurde häufig nur notdürftig repariert, weil sowohl Handwerker als auch Material für eine vollständige Instandsetzung fehlen. Viele Schäden sind noch nicht einmal gemeldet, weil die Hausbesitzer weit weg wohnen und die Dächer noch nicht begutachtet haben. Es kann also noch Jahre dauern.

Bei welchen Dächern hat es die meisten Schäden gegeben?

Betroffen sind besonders häufig Dächer mit alten und zum Großteil noch asbesthaltigen Faserzementplatten, wie sie bis Anfang der 90er Jahre eingesetzt wurden. Viele dieser Dachplatten sind – auch wegen des fortgeschrittenen Alterungsprozesses – unter dem Hagelschlag gesprungen wie Glas und müssen meist großflächig erneuert werden. Stark getroffen hat es auch Eindeckungen mit PVC-Deckbahnen, Dachluken und Dachfenster älterer Bauart sowie Lichtkuppeln. Blech- und Zinkdächer wurden verbeult, blieben aber dicht.

Das Handwerk klagt über lange Lieferzeiten beim Material. Welche Wahl haben Kunden überhaupt noch?

Bei einigen Dacheindeckungen gar keine. Da muss man zur Zeit nehmen, was man kriegt. Besonders prekär ist die Situation bei Tondachziegeln, die Lager sind leer und der Nachschub lässt auf sich warten.

Reparieren oder komplett sanieren – was raten Sie Betroffenen?

Die meisten Versicherungen übernehmen lediglich Reparaturkosten. Sind aber beispielsweise großflächig alte Asbestdächer betroffen ist eine Komplett-Sanierung sicher die geeignete Lösung. Ein Teil der Abriss- und Gerüstkosten ist dann bereits über die Assekuranz gedeckt. Eine neue Teileindeckung macht meist wenig Sinn, weil die alten Flächen so oder so bald ersetzt werden müssen – und dann erneut die kompletten Nebenkosten für Baustelleinrichtung, Gerüste und Entsorgung anfallen.  

Sanierungszuschuss

für die Regionen

Andernach & Neuwied

Rathscheck Schiefer unterstützt private Haushalte in den Regionen Andernach & Neuwied bei ihrer Dachsanierung. Gefördert wird die Komplettsanierung einer Dachfläche mit Rathscheck Schiefer, die zum Zeitpunkt der Antragstellung einen Hagel- oder Sturmschaden aufweist.

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